Symbolfoto: iStock/David Kenny
Der illegale Handel mit Wildtieren zählt zu den lukrativsten kriminellen Geschäften weltweit – gleich nach Drogen, Waffen und Menschenhandel. Ein aktueller Bericht der Organisation Humane World for Animals macht deutlich, dass die Europäische Union weiterhin eine zentrale Rolle in diesem globalen Netzwerk spielt. Gemeinsam mit Partnern wie Pro Wildlife und dem International Fund for Animal Welfare (IFAW) wurde aufgedeckt, dass exotische Tiere, Tierprodukte und Pflanzen in großem Umfang über europäische Häfen und Flughäfen gehandelt werden.
Laut dem Bericht gelangen jedes Jahr tausende lebende Tiere – darunter Reptilien, Vögel und Primaten – in die EU. Viele dieser Tiere stammen aus Wildfängen und werden unter grausamen Bedingungen transportiert. Besonders alarmierend ist, dass einige Arten, wie Chamäleons, Papageien und Schildkröten, in ihren Herkunftsländern bereits stark bedroht oder vom Aussterben bedroht sind.
Die EU zählt heute zu den größten Absatzmärkten für Wildtiere weltweit. Neben dem florierenden Heimtierhandel tragen auch der Markt für Lederprodukte, Jagdtrophäen und traditionelle Heilmittel zur Nachfrage bei. Diese hohe Nachfrage befeuert den illegalen Handel und führt dazu, dass ganze Populationen in den Ursprungsländern dezimiert werden.
Versagen bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen
Obwohl der Handel mit Wildtieren international durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) reguliert ist, wird das Abkommen in der EU laut Bericht nicht konsequent umgesetzt. Immer wieder gelingt es Händlern, gefangene Wildtiere als legal gezüchtet auszugeben oder über Drittländer einzuschleusen.
Die Tierschutzorganisationen kritisieren, dass Kontrollen an den Grenzen und in den Mitgliedsstaaten unzureichend sind. Zudem fehle eine europaweit einheitliche Datenbank, um die Herkunft der Tiere lückenlos nachzuverfolgen. Dadurch können illegal gefangene Tiere oft problemlos in den legalen Handel eingeschleust werden.
Forderungen nach strengeren Regeln
Die beteiligten Organisationen fordern von der EU-Kommission eine deutliche Verschärfung der Import- und Handelsgesetze. Konkret wird ein grundsätzliches Verbot des kommerziellen Wildtierhandels innerhalb der EU gefordert – ähnlich wie es in einigen anderen Staaten bereits gilt.
Zudem müsse jede Herkunftsgenehmigung überprüfbar sein, um zu verhindern, dass Wildtiere fälschlicherweise als Nachzucht deklariert werden. Humane World for Animals betont, dass der Schutz von Wildtieren nicht allein Aufgabe der Herkunftsländer sei, sondern auch eine Verantwortung der europäischen Verbraucher.
Verantwortung der Verbraucherinnen und Verbraucher
Der Bericht richtet sich auch direkt an die Bevölkerung: Wer exotische Haustiere oder Produkte aus Wildtierbestandteilen kauft, unterstützt ungewollt ein System, das Tierleid und Artensterben fördert. Der Verband ruft dazu auf, auf Haustiere aus Wildfängen zu verzichten und auf nachhaltige, artgerechte Alternativen zu setzen.
Die Nachfrage aus Europa sei ein entscheidender Faktor, der ökologische Schäden in Asien, Afrika und Südamerika verstärke. Neben der Zerstörung von Lebensräumen führt der illegale Handel häufig zu schweren Tierschutzverletzungen – von katastrophalen Transportbedingungen bis hin zu hoher Sterblichkeit.
Der Bericht von Humane World for Animals zeigt, dass der illegale Wildtierhandel nicht nur ein ökologisches, sondern auch ein ethisches Problem ist. Er gefährdet bedrohte Arten, zerstört Ökosysteme und fördert organisierte Kriminalität. Europa steht dabei in der Verantwortung, durch strengere Gesetze, wirksame Kontrollen und bewussten Konsum endlich gegenzusteuern.
Quelle: Humane World for Animals – „EU-Bericht: Gefangen für den Wildtierhandel – Europa als zentraler Markt“, veröffentlicht im Oktober 2025, abgerufen am 06. November 2025, 06:52 Uhr 🔗 https://www.humaneworld.org/germany/de/news/eu-bericht-gefangen-wildtierhandel
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