Biber - Wildtiere in Europa (1)

Symbolbild Biber Damm: iStock/Bob Gwaltney Photography

In Oberösterreich dürfen erstmals seit Jahren wieder Biber geschossen werden. Die neue Verordnung erlaubt den Abschuss von bis zu 158 Tieren – etwa sieben Prozent des Bestands. Auch Salzburg und Kärnten folgen mit ähnlichen Regelungen, während Naturschützer vor einem Rückschritt im europäischen Artenschutz warnen.

Oberösterreich gibt 158 Biber zum Abschuss frei

Nach Angaben des Landes dürfen zwischen September und März maximal 158 Biber getötet werden – rund sieben Prozent der geschätzten Population von etwa 2500 Tieren. Nördlich der Donau im Mühlviertel sollen bis zu 58, südlich der Donau im Alpenvorland bis zu 100 Tiere „entnommen“ werden.
Laut dem zuständigen Naturschutzlandesrat Manfred Haimbuchner (FPÖ) sei der Erhaltungszustand der Art in Oberösterreich inzwischen „gesichert“. Mit wachsender Population nehme jedoch auch das Konfliktpotenzial zu. Die neue Regelung solle gezielte Eingriffe dort ermöglichen, wo „wirtschaftliche oder infrastrukturelle Schäden“ entstehen.

Der Biber (Castor fiber) steht nach der Berner Konvention und der FFH-Richtlinie unter strengen Schutzbestimmungen. Dennoch gestattet das österreichische Naturschutzrecht in Ausnahmefällen eine kontrollierte Entnahme von Tieren, wenn andere Maßnahmen keinen Erfolg zeigen.

Biber - Wildtiere in Europa (2)

Symbolfoto Biber: iStock/Georg Hummer

Auch Salzburg und Kärnten genehmigen Abschüsse

Wie der Standard weiter berichtet, ist Oberösterreich bereits das dritte Bundesland, das den Biberabschuss offiziell erlaubt. In Salzburg trat vor wenigen Wochen eine ähnliche Verordnung in Kraft, die den Abschuss von bis zu 15 Bibern zwischen September und März vorsieht.
Laut Landesrätin Marlene Svazek (FPÖ) leben dort rund 400 Tiere, die zunehmend Flüsse wie Salzach und Saalach besiedeln. Ziel sei es, „Konflikte zu minimieren“ – durch Prävention, Entschädigungen, Beratung und, als letzte Maßnahme, durch Entnahme.

In Kärnten wurde die Abschussquote sogar auf 148 Tiere pro Jahr erhöht, mehr als doppelt so viele wie bisher. Jagdreferent Martin Gruber (ÖVP) begründet das Vorgehen mit einer jährlichen Bestandszunahme von 21 Prozent und steigenden Schäden: Die Entschädigungen für sogenannte Biberschäden stiegen von rund 8500 Euro im Jahr 2020 auf über 64.000 Euro im Jahr 2024, berichtet der Standard weiter.

Unterschied Biber, Nutria, Bisamratte

Naturschutzbund fordert nationale Biberstrategie

Scharfe Kritik kommt vom Naturschutzbund Österreich. Wie der Standard weiter berichtet, fordert dessen Experte Lucas Ende laut dem Bericht eine bundesweite Biberstrategie, um Konflikte zwischen Mensch und Tier nachhaltiger zu lösen.
Er betont, dass der Biber mit seiner Tätigkeit wertvolle Lebensräume schafft, die Artenvielfalt fördert und Feuchtgebiete stabilisiert. Anstatt auf Abschüsse zu setzen, plädiert der Naturschutzbund für präventive Lösungen – etwa die Wiederherstellung natürlicher Uferstreifen und gezielten Lebendfang in Problemzonen.

In einigen Fällen, wie zuletzt in Salzburg, konnten bereits Tiere gefangen und nach Portugal umgesiedelt werden. Eine dort ausgewilderte Biberfamilie entging so der „Entnahme“ in Österreich, nachdem sie wiederholt einen Entwässerungsgraben an der Autobahn blockiert hatte, so der Standard.

Zwischen Schutz und Kontrolle

Während Landwirte und Gemeinden den neuen Kurs begrüßen, sehen Umweltverbände darin einen Rückschritt. Der Biber war in Österreich bereits ausgerottet und wurde erst in den 1970er Jahren erfolgreich wieder angesiedelt.
Sein Comeback gilt als eine der größten Erfolgsgeschichten des Artenschutzes in Mitteleuropa. Viele Fachleute mahnen daher, dass Eingriffe sorgfältig abgewogen und streng überwacht werden müssen, um den Schutzstatus der Art nicht zu gefährden.
Biber Steckbrief von Wildbrücke - Wildtiere in Deutschland

Die Freigabe der Biber zum Abschuss in mehreren österreichischen Bundesländern zeigt die Spannungen zwischen Naturschutz und Konfliktmanagement. Während Behörden auf steigende Schäden und wachsende Bestände verweisen, warnen Experten vor einem gefährlichen Präzedenzfall.
Ob die neuen Maßnahmen wirklich zu einem Ausgleich führen oder die Diskussion um den Umgang mit Wildtieren weiter befeuern, bleibt abzuwarten.

Quelle: Der Standard – Stefanie Ruep: „Oberösterreich gibt 158 Biber zum Abschuss frei“, veröffentlicht am 24. September 2025, abgerufen am 20. Oktober 2025, 07:26Uhr
https://www.derstandard.de/story/3000000289083/oberoesterreich-gibt-158-biber-zum-abschuss-frei
In der Wildtierschule von Wildbrücke gibt es kostenlose Downloads, Steckbriefe, Arbeitsblätter, Unterrichtsmaterial und Ausmalbilder

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